Co-Creation: Definition, Methoden, Umsetzung [Praxisratgeber] 

Co Creation Graffitii

Wie diese Methode das Teilen und Erweitern von Wissen zum Erfolgsfaktor macht und worauf Sie beim Umsetzen achten müssen

Zeitenwende - die gibt es auch im Arbeitsmarkt. Neue "Top Futures Skills" entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. Geistige Flexibilität, lebenslanges Lernen und sich über die eigene Blase hinaus mit anderen auszutauschen, werden immer wichtiger. Mehr Inspirationen, Erkenntnisse und Erfahrungen zu erhalten - das bringt in unserer Wissensgesellschaft viele Vorteile. Schon heute und erst recht morgen.

Dazu passt das Konzept der "Co-Creation": Das sind Wege und Methoden der Zusammenarbeit und Kollaboration, die Unternehmensgrenzen überschreiten, um Wissen und Kompetenzen in Austausch zu erweitern. Hier erfahren Sie:
- Was Co-Creation ist und welche Vorteile sie bietet
- Wofür welche Methoden und Formate eingesetzt werden
- Worauf Sie bei der Umsetzung achten sollten

Das Besonders bei diesem Artikel: Er bietet Ihnen viele Hinweise aus der echten Praxis. Denn ich habe in verschiedenen Rollen und Formaten Co-Creation genutzt und gestaltet: Als Kunde, als Marketingverantwortlicher, als Facilitator und als Moderator.

21st Century Skills: Das sind die Kompetenzen für die Zukunft

Seit den 80er Jahren ermittelt die OECD regelmäßig, was die wichtigsten Fähigkeiten und Kompetenzen zu sind, die für die aktuelle und nächste Generation erforderlich sind. Und damit, welche Faktoren für den Erfolg von Unternehmen entscheidend sind. Logischwerweise sind das auch die wichtigen Skills für Menschen, die in Business und Beruf weiterkommen wollen.

Die OECD hat dafür viele Kategorien definiert. Besonders wichtig und bekannt sind die vier Lernkompetenzen als die "4 Cs" bzw. im Deutschen die "4 K":

Kreativität

Krit. Denken

Kommunikation

Kollaboration

Unternehmen erwarten lebenslanges Lernen, kognitive Flexibilität und Teamkompetenzen

Immer mehr Studien setzen sich auf deshalb konkret mit der Frage auseinander, welche Kompetenzen für den Erfolg von Unternehmen - aus deren Sicht - entscheidend sind und sein werden. Und damit auch, welche Skills für Menschen die in Business und Beruf weiterkommen wollen, wichtig sind. Bei einer großen Untersuchung von Kienbaum und StepStone wurden 3000 Führungskräfte befragt, welche Schlüsselkompetenzen sie für die nächsten 5-10 Jahre als besonders relevant für den Erfolg ansehen.

Unter den Top 12 Skills finden sich: Lebenslanges Lernen / Lernagilität, Problemlösungskompetenz, Interpersonelle Zusammenarbeit, kognitive Flexiblität, Teamorientierung

Studie Top Future Skills

Top Future Skills, © Institut Kienbaum

Dazu passt: "New Work" und "Agilität" sind in aller Munde - und sollten umso mehr auch mit Leben gefüllt werden. Aber wie kann man solche Kompetenzen vermitteln bzw. erlernen? Sie werden bisher nicht regelhaft in Studiengängen und Ausbildungen integriert. Deshalb werden Konzepte und Fomate, die helfen diese Kompetenzen zu entwickeln, immer wichtiger. Ein Ansatz dafür ist die "Co-Creation".


Co-Creation: Ursprung, heutige Definition, Abgrenzungen

Der Begriff "Co-Creation" tauchte erstmals im Jahr 2000 auf. C.K. Prahalad und V. Ramaswamy definierten ihn in ihrem Artikel im Harvard Business Review so: “An active, creative and social process, based on collaboration between producers and users that is initiated by the firm to generate value for customers.”

Wikipedia sagt heute: "Co-Creation beschreibt die Methode, den Prozess oder das Ergebnis eines gemeinschaftlichen Schöpfungsprozesses mehrerer Personen oder Statusgruppen. Ursprünglich ... als Form der interaktiven Produktgestaltung mit Prosumenten hervorgegangen, wird der Begriff ... als Oberbegriff der Kollaboration und kollektiven Entscheidungsfindung verwendet."

Co-Creation lässt sich als Begriff nicht immer eindeutig von Crowdsourcing, Masterminding, Commoning, Open Source und Open-Innovation abgrenzen. In einem erweiterten Verständnis beinhaltet letztere z.T. explizit die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern.  So z.B. in der Autoindustrie, wo Ford und VW an gemeinsamen Technologieplattformen arbeiten. Eine gängige Betrachtung ist, dass Crowdsourcing und Co-Creation die Hauptteilmengen von Open-Innovation sind. Andersherum wird "Mastermind" oft als ein Teilbereich/eine Methode der Co-Creation verstanden.


Geburtshelfer Internet: Passive Konsumenten werden aktiv

Ein wesentlicher Treiber für mehr Kollaboration waren das Internet und die globale Vernetzung. Sie sorgten erstmals für zuvor nicht dagewesene Marktbedingungen: Mehr Transparenz, globale Konkurrenz, neue Marketingwege. Auf einmal standen sich Unternehmen einer teils globalen Konkurrenz gegenüber.

Das Internet als virtueller Marktplatz bot neuartige Chancen, viele Menschen überall zu erreichen. Es bedeutete aber auch: Kundinnen und Kunden wurden erwachsener: Interaktion, Austausch, Empfehlungen und Transparenz – für B2C und B2B Konsumenten eröffneten sich nie gekannte Möglichkeiten. Die Kundschaft wurde mündig und war nicht länger nur Empfänger der Botschaften von Anbietenden.


Einbinden von Kunden in Entwicklungsprozesse

Das Bild des passiven Konsumenten gehörte folglich schnell der Vergangenheit an. Kunden wurden zu aktiven Akteuren. Und so war der Weg kurz zur Überlegung, die Kundschaft bei verschiedenen Prozessen in einer aktiven Rolle einzubinden:

- Bei Innovationsideen und Konzepten
- Für neue, kreative Problemlösungen
- Mit Feedback zu Marketingaktivitäten
- In fachbezogenen Foren und Guppen


Co-Creation heute: Wissen teilen und gemeinsam erzeugen

Co-Creation wird heute in einem breiteren Verständnis verstanden und angewandt als im Jahr 2000: Es steht allgemein für Austausch und Zusammenarbeit, die die Grenzen einer Organisation (also z.B. eines Unternehmens) bewußt überschreiten. Nicht nur mit Kundinnen und Kunden, sondern auch mit Gleichgesinnten, mit Marktpartnern und z.T. sogar mit Wettbewerbern. Die Zielrichtungen und gewünschten Ergebnisse können dabei sehr unterschiedlich sein:

- Gemeinsam innovative Produkte, Dienstleistungen oder Lösungen entwickeln.
- Branchenübergreifend Erfahrungen, Erlebnisse und best practices teilen
- Austausch zu aktuellen Themen und Trends in einem Kreis von Gleichgesinnten

Co-Creation basiert dabei immer auf den Prinzipien der Offenheit, Zusammenarbeit und Einbeziehung der Perspektiven und Erfahrungen anderer, um gemeinsam zu neuen Erkenntnissen zu gelangen oder/und eine gemeinsame Wertschöpfung zu erreichen - sei es im engeren Sinne fürs Business oder persönlich.


Abb.: Das Prinzip der Co-Creation kann in vielen Kontexten / Formaten angewendet werden:

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Co-Creation: Ein von vielen agilen Methoden

Co-Creation ist eine Methoden des "agilen Arbeitens": Im Kern geht es bei all diesen Methoden auch um eine Grundhaltung und die Erkenntnis, dass man nicht alles selsbt am besten weiss, über interne Silos hinaus denkt und mit inkrementellen / iterativen Vorgehensweisen arbeitet. Mehr dazu finden Sie im Info-Beitrag "Agiles Arbeiten - Definition, Vorteile, Umsetzen"

Andere agile Methoden im Kurzüberblick sind:

Methode "Scrum": Strukturierte Iterationszyklen mit klaren Rollen

Scrum ist wohl die bekannteste agile (Projektmanagement-)Methode. Es gibt hier keine Projektleitung mehr, welche die Aufgaben an die Teammitglieder verteilt. Zudem hat Scrum keine klassischen Projektphasen, sondern sogenannte „Sprints“: Durchläufe von meist 2-4 Wochen. Ziel ist es, am Ende eines jeden Sprints ein potenziell lieferbares Produkt zu haben, welches mit Anzahl der Sprints immer weiter ausreift bis es fertiggestellt ist. Scrum kennt drei Rollen: Der Product Owner (stellt die fachlichen Anforderungen an das Projekt), den Scrum Master (ist dafür verantwortlich, dass der Scrumprozess eingehalten wird) und das Development Team, das für die Umsetzung bzw. Entwicklung verantwortlich ist.


Methode "Kanban": Mit flexiblen Boards Aufgaben und Projekte managen

Meist wird Scrum mit dem Kanban-Prinzip (welches aber auch für sich allein genutzt werden kann) verknüpft. Dieses Prinzip beinhaltet kleinere Annäherungsschritte bzw. Aufgabenpakete, um ein Gesamtziel zu erreichen. Kanban stammt aus der sogenannten Lean Production (Lagerbestände minimieren, Kosten sparen, Produktion flexibilisieren). Zusätzlich nutzt es Kaizen als Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung. Heute wird Kanban universell als einfach umsetzbare agile Methode genutzt, z.B. für Prjetek aller Art, Meetingdokumentation, im Marketing oder zum Managen von OKR (Objectives & Key Results).

In der praktischen Umsetzung nutzt man ein (physisches oder digitales) Kanban-Board. Hier werden der Status von Aufgaben (z.b. "Neu", "in Arbeit", "Fertig") ebenso wie Verantwortungen und Termine transparent für alle transparent festgehalten und kontinuierlich nachgehalten.


Methode "Lean Startup": Schnell vom Markt lernen

Dieser Ansatz ist aus der Gründerbranche des Silicon Valley entsprungen. "Lean" meint hier: Reduzierter Aufwand und abgespeckte Entwicklungsprozesse - ggf. auch hier unter Einbeziehung externer Stakeholder. In jedem Fall ist das Vorgehen interaktiv und experimentell: Das Entwicklungsteam sammelt viele (Produkt-)ideen, die nicht lange geplant, sondern schnell zu Testprodukten bzw. Beta-Versionen umgesetzt werden.

Diese "Minimum Viable Products" (MVP) werden dann schnell an den Markt gebracht, um die Resonanz zu beobachten. Die erfolgreichsten Versionen werden so identifiziert und weiterentwickelt, Feedbacks werden eingearbeitet. Auch für das Priorisieren möglicher Features oder Erweiterungen funktioniert "Lean" in Verbindung mit MVP gut. Der verkürzte Entwicklungszyklus spiegelt sich auch in geringeren Kosten wieder.



Methode "Design Thinking": Vom (Kunden-) Ende her denken

Dieser Ansatz stellt den Menschen (meist: Kunden/Innen) und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt und bewusst nicht die Lösung oder die Komplexität des späteren Produkts. Man denkt so Produkte, Dienstleistungen oder ggf. sogar Geschäftsmodelle neu. In jedem Fall heisst es: Über den eigenen Horizont hinaus aus der Nutzerperspektive Ideen entwickeln und dabei die kollaborative Kreativität fördern. Obwohl der Design Thinking-Prozess kreativ und unkonventionell ausgelegt ist, müssen immer diese sechs Schritte beachtet werden: 1. Verstehen -> 2. Beobachten -> 3. Synthese -> 4. Ideen -> 5. Prototyping -> 6. Testen.



Methode "LEGO®  Serious Play": Spielen 2.0

Die LSP Methode basiert auf der These, dass Kreativität und Innovation durch haptisches Arbeiten gefördert wird. Durch das gemeinsame Modellieren mit Lego®-Steinen wird die Idee „Mit Händen denken“ umgesetzt. Das die Hand-Gehirn-Verbindung im Vergleich zu anderen Körperregionen besonders stark ausgeprägt ist, erklärt, warum haptisches Arbeiten so viele Hirnregionen anspricht.

Teamcoaching Spielfiguren Rollen

Co-Creation mit Kundinnen und Kunden: Ziele und Methoden 

In der Interaktion mit Kundinnen und Kunden stehen als Zielsetzungen für Co-Creation Initiativen meist die Aspekte im Vordergrund:

- Erfahrungen und Feedback von Zielgruppen einholen
- Mehr über die Wünsche oder Probleme erfahren
- Vor-Recherche im Rahmen von Neuentwicklungen
- Usability-Tests (Haptik, Bedienung, Benutzerführung, ...)

Die angewendeten Methoden und Formate sind dabei so bunt und vielschichtig wie die möglichen Themenfelder. Hier stelle ich Ihnen die häufigsten Methoden für kundenbezogene Co-Creation vor:


Strukturierte Beobachtung von Bewertungen

Die Beobachtung von Zielgruppenfeedback ist die niedrigschwelligsten Formen der Co-Creation (wenn überhaupt im engeren Sinn, denn hier fehlt der offene Dialog). Unternehmen / Anbietende informieren sich in strukturierter Form (Amazon Sterne, Google Rezensionen, Trustpilot, ...) anhand von Kundenrezensionen, was Nutzerinnen und Nutzer über ein Produkt oder einen Service als Feedback sagen. So werden schnell dessen Vor- und Nachteile deutlich und somit die Verbesserungsmöglichkeiten bzw. die bisher nicht adressierten Wünsche der Zielgruppen.

In jedem Fall ist es günstig, auf solche Feedbacks konstruktiv zu reagieren, also dieses inhaltlich aufzugreifen und sich auch dafür zu bedanken (z.B. bei Google Rezensionen). Auch als Marketingtool werden (positive) Bewertungen und Rezensionen verbreitet eingesetzt. Teilweise allerdings so, dass an sich sofort fragt, welche davon echt sein mögen...



Die Befragung von (potentiellen) Kunden

Das Befragen von Kundinnen und Kunden ist natürlich nichts Neues, kann aber heute viel differenzierter und mit weniger Aufwand realisiert werden als vor dem digitalen Zeitalter. Je nach Methodik, Fragestellung und Auswahl der zu Befragenden lassen sich hier wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die z.B. bei der weiteren Produktentwicklung als Input genutzt werden: Verbesserungspotentiale, neue Wünsche, neue Features, Bedienbarkeit.

Die Methoden sind vielfältig: Persönliche Interviews, Fragebögen, Onlinebefragungen, per App. Auch der Aspekt: Frage ich anonym / ggf. über Dritte oder bin ich offen in Bezug auf "wer fragt?" ist wichtig und sollte im Vorfeld geklärt werden.

Ein Schritt weiter gehen sogenannte "Usability Labs": Hier werden physische oder digitale Produkte / Lösungen getestet, indem man Zielgruppen / User damit spielen lässt und dann erfragt, beobachtet und auswertet, wo eine Nutzererfahrung verbessert werden kann. 


Nutzer Communities und Ideenwettbewerbe

Viel Potential steckt in Foren und Blogbeiträgen von Nutzern: Vor- und Nachteile von Produkten oder Dienstleistungen, Erfahrungen, Use-Cases und vieles mehr lassen sich hier platzieren. Zusätzlich können gut gemachte Communities die Markenbindung extrem unterstützen.

Man möchte es fast nicht glauben, wieviele Menschen sich aktivieren lassen, bei produktbezogenen Communities mitzumachen. Aber das ist Co-Creation im großen Maßstab, die strategisch gedacht und professionell umgesetzt ist. Einige Zahlen zu Teilnehmenden von B2C Communities:

Thermomix Community: 1.010.000 (!)
Telekom Community talk: 480.000
CREATE! by Obi: 80.000

Community Beispiel Thermomix

Eine mit diesen Gruppen oft verbundene bewährte Form der aktiven Zielgruppenbeteiligung sind Ideenwettbewerbe. Hierbei lassen Unternehmen diese Gruppen (offen oder nach Qualifizierung) an Entscheidungen wie z.B. Namensgebungen und an Elementen der Innovationsprozesse (z.B. neue Produktfeatures) teilhaben. Natürlich muss dass alles gut gesteuert, klar kommuniziert und in Bezug auf die Durchsetzbarkeit geprüft werden.


Reklamationen / Beschwerden

Wenn unzufriedene oder enttäuschte Kundinnen und Kunden sich mit einem Problem melden, ist das natürlich für die Anbietenden erstmal mit Aufwand verbunden. Aber es ist vor allem auch eine wertvolle Infoquelle, um zu erfahren was man besser machen kann. Nicht zuletzt: Wer auf eine Reklamation gut, professionell und mit Fingerspitzengefühl antwortet, stabilisiert die Kundenbindung nachweislich.

Manche gehen ein Schritt weiter und verbinden das Beschwerdemanagement (wichtig: in einem gesteuerten Prozess) mit der Entwicklung: Für besonders häufig bemängelte Probleme werden die Menschen die das erlebt und gemeldet haben, mit in das Finden besserer Lösungen eingebunden. Und bleiben/werden damit meist die treuesten Kunden.


Fokusgruppen / Beiräte / Innovationszirkel

Je nach Branche und Angebot kann es wertvoll sein, ausgewählte Kunden / Stakeholder in "Fokusgruppen", "Kundenbeiräte" oder "Innovationszirkel " einzuladen. Das geht virtuell, aber im Idealfall mit physischen Meetings. Hier können Sie mit engagierten Nutzerinnen und Nutzern direkt zu Ihren Dienstleistungen und Produkten Verbesserungsvorschläge erfahren, einbringen und diskutieren. Dies ist eine besonders interaktive und tiefgehende Form der kundenbezogenen Co-Creation.

Beispiele erfolgreicher Co-Creation Initiativen mit Kunden


LEGO Mindstorms

Schon ein Klassiker der Kunden Co-Creation: LEGO (hier die lesenswerte LEGO Story als Buch) bietet (bzw. bot bis zum Jahr 2022) Kunden die Möglichkeit, eigene Ideen für Produkte online vorzustellen, die von den Community-Mitgliedern bewertet werden. Jede Idee, die 10.000 Stimmen erhält, wird bei Lego intern geprüft, ggf. umgesetzt und weltweit vertrieben.

Neben einem persönlichen Spielset erhält der Ideengebende einen Anteil des Verkaufserlöses und wird auf der Produktverpackung sowie im Werbeauftritt genannt. Eine tolle Belohnung für die individuelle Innovationskraft, Kreativität und die Bereitschaft zum Teilen.



Coloplast KundenBeirat

Coloplast ist ein Marktführer für medizinische Hilfsmittel, die man bei chorischen Krankheiten benötigt: Chronische Wunde, Stoma, Inkontinenz. Also alles Themen, die eher tabubehaftet sind und über die Betroffene sich nicht automatisch oft austauschen.

In meiner Zeit als Marketingleiter dort hatten wir schon früh den Ansatz entwickelt, direkt den Austausch mit Nutzer:Innen zu suchen und zu vertiefen. So ist mit dem heutigen KundenBeirat ein gut akzeptiertes Forum entstanden, um unmittelbare Anwendermeinungen zu Produkten und Services zu erhalten: Konkrete Verbesserungen z.B. bei Kathetern schon in der Prototypphase, weiterentwickelte Marketingmaterialien, Hilfen für den Alltag zu Reisen, Beruf u.v.m. Die Ergebnisse fließen in die weitere Produktenwicklung und Kommunikation ein.



Internet Relaunch von WeltN24

Der Axel Springer Verlag hat als Beispiel für eine digitale Co-Creation den Relaunch des Internetangebots von WeltN24 in Kollaboration mit Lesererinnen und Lesern entwickelt. Über eine Facebook-Gruppe konnten diese den neuen Auftritt mitgestalten und sich z. B. anhand einer Betaversion über gewünschte Features, Farben, Bildaufteilung etc. austauschen.

Gleichzeitig wurden die Ergebnisse als Betaversion einem Pretest unterzogen: die User entdeckten, was funktioniert und was nicht, so dass bei nicht optimal umgesetzten Aspekten rechtzeitig gegengesteuert werden konnte. Ein gewollter Nebeneffekt: Diese User identifizierten sich nach dem Go-Live besonders mit dem Portal und waren natürlich auch in der weiteren Verbreitung mit positiver Resonanz via Social Media vorn mit dabei - aus Überzeugung und aus Identifikation mit dem selbst geleisteten Beitrag.

Co-Creation 2.0: Community einbinden über Influencer via Social Media

Co-Creation auf zweitem Level findet über TikTok, Insta und Co. statt. Der Hintergrund liegt auf der Hand: Aktuelle Studien wie von der Kölner ECC zeigen: Mehr als die Hälfte der jungen Befragten zwischen 16 bis 29 Jahren wurde bereits durch Influencer auf ein Produkt aufmerksam geworden, welches häufig im Nachgang zu einem Kauf führte. 

Anteil der Befragten, die in den letzten 12 Monaten ein Produkt oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen haben, weil es von Influencern beworben wurde / Deutschland 2021/22 (© Statista):

Kaufentscheidungen-social influencer © statista

Bei dieser neuen Spielart von Co-Creation entwickelt ein Influencer gemeinsam mit einer Brand ein Produkt, welches anschließend reichweitenstark über die Social Media Kanäle beider vermarktet wird. 

Ein Beispiel: Deutschlands erfolgreichste Fitness-Influencerin Pamela Reif nutzt ihre Reichweite (schlappe 8,2 Millionen Abonnenten) und hat mit everdrop ein Waschmittel speziell für Sportklamotten mitentwickelt. Es wird als "besser für die Umwelt und für die eigene Gesundheit"  positioniert. Pamela postet täglich in ihren Instagram Stories und bei TikTok dazu. Kurz nach Verkaufsstart everdrop war komplett ausverkauft.

Everdrop TikTok

Das ist natürlich eine Gratwanderung. Denn im Kern geht es hier um eine bezahlte Kooperation, die aber nach außen eine besondere Resonanz erfährt, die auf Vertrauen beruht: Weil sich eben viele Menschen mit dem/der Infuencer/In identifizieren. Reichweite in Verbindung mit Trust erzeugen so eine unfassbare Dynamik und zumindest in der Zielgruppenwahrnehmung ist es eine Co-Creation ("Oh, mein/e Held/In hat das mit entwickelt"). Wie nachhaltig das alles ist wird man sehen, spannend ist es allemal.

Co-Creation als Austausch unter Peers / Mastermind Gruppen

Beim Verständnis von Co-Creation über den Dialog mit Kundinnen und Kunden hinaus wird häufig der Begriff "Mastermind Gruppe" verwendet - sei es als Synonym oder als Methode der Co-Creation. Hierbei geht es um einem vertraulichen Austausch unter Menschen, die sich im beruflichen Kontext mit ähnlichen Themen wie man selbst beschäftigt.



Mastermind Gruppen als ein Erfolgsgeheimnis von Millionären 

Den Begriff und das Konzept der "Mastermind Gruppe" gibt es schon viel länger als den Begriff "Co-Creation": Schon vor 100 Jahren beauftragte der US Industriemagnat Andrew Carnegie den Autor Napoleon Hill, durch Befragung von 500 Self-made Millionären, deren Erfolgsgeheimnisse zu erforschen. Bei seinen Interviews stieß er auf das Prinzip Mastermind. Unter anderem, so Napoleon Hill, sorgt eine Mastermind Gruppe dafür, dass eine „weitere, nicht sichtbare Kraft geschaffen wird“. Nachzulesen in seinem Weltbestseller mit dem vielversprechenden Titel: "Denke nach und werde reich".


Mastermind Gruppen: in Zeiten von "New Work" aktueller denn je

100 Jahre danach hat sich der Kontext geändert: "Sharing Economy", "agiles Arbeiten" u.v.m. sind auf dem Weg zu Mainstreambegriffen. Umso mehr passt der Ansatz von Mastermind Gruppen als eine Form der Co-Creation in die heutige Zeit. Die Zielsetzung ist auch hier: Gemeinsam zu Lösungen oder Erkenntnissen kommen, auf die man allein so nicht gekommen wäre. Es steht der Wunsch im Vordergrund, sich in einem geschützten Raum unter gleichen über Themen und Fragen, die einen beschäftigen, auszutauschen:

  • Über Probleme und Schwierigkeiten in Führungsfragen
  • Mit Wissenstransfer / Analogien über Branchengrenzen hinweg
  • Für offene Reflexion und Feedback zu "was bewegt mich gerade"
  • In einem persönlichen Netzwerk mit hohem Vertrauenslevel


Bei Peer-Group Co-Creation / Mastemind Gruppen sind die Methoden und Formate sehr vielfältig. Es gibt viele Wege, Mastermind Gruppen zu gestalten.

Ich habe selbst als Teilnehmer und später als Moderator für eine Mastmind Gruppe von Marketingleitern beim branchenübergreifenden Netzwerk "Co-Create" mitgewirkt. Hier kommen grundlegende Faktoren und Rahmenbedingungen, die meiner Erfahrung nach für eine gut funktionierende Mastermind Gruppe wichtig sind:



Die Basis: Ziele, Zusammensetzung, Gruppenkodex

Mastermind Gruppen gibt es für alle möglichen Zielgruppen: CEOs, Marketing-, Vertriebs- oder Personalleitungen, Menschen mit neuer Führungsveranwortung, Solopreneure und Selbständige, berufstätige Mütter und Väter u.v.m. Immer mit der Zielsetzung, sich in einem geschlossenen, vertrauensvollen Zirkel mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Themen und Fragen bewegen.

Die Zielrichtungen und Schwerpunkte können sich dabei stark unterscheiden:

  • Infoaustausch zu Businesstrends und -themen
  • Erfahrungsaustausch zur beruflichen Praxis
  • Strategische oder fachspezifische Aspekte
  • Fragen der persönlichen Weiterentwicklung 


Schaffen Sie deshalb in der Kommunikation von Anfang an Klarheit darüber, welche Profile - und Erwartungen - in dieser Gruppe gut und richtig aufgehoben sind. Meist werden bewußt Gruppen von Menschen etabliert, die zwar ähnliche Herausforderungen haben, sich aber in z.T. komplett artfremden Branchen bewegen. Das kann bedeuten, dass z.B. Wettbewerbssituation durch Vetorechte oder andere Regularien ausgeschlossen werden.



Erfolgsfaktor: Passende Teilnehmer und Teilnehmerinnen

Das Mindest, das Profil, das Erfahrungslevel - kurz: die Passung der Teilnehmer:innen ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine gut funktionierende Mastermind-Gruppe. Dialog, Offenheit, Respekt und Vertraulichkeit sind dabei oberstes Gebot. Das Ergebnis steht und fällt mit den Personen. Manchmal bracht es im Vorfeld ein Teamcoaching als Grundlage.

.Hier sind einige Leitfragen, die alle in der Gruppe mit einem ehrlichen "Ja" beantworten sollten:

  • Committest du dich, zu den regelmäßigen Treffen zu kommen?
  • Behandelst du die in der Gruppe besprochenen Inhalte vertraulich?
  • Bist du offen und bereit, um Rat zu fragen und deine Ideen weiterzugeben?


Team mit Co-Creation hat Ideen für Innovationen

Weitere wichtige Schlüsselemente für erfolgreiche Mastermind Gruppen


Zeit, Dauer, Ort:
Definieren Sie Dauer, Frequenzen und einen klaren Endpunkt . Bewährt haben sich Zeiträume von vier bis zwölf Monaten. Vereinbaren Sie einen fixen Tag und eine fixe Uhrzeit, achten Sie auf regelmäßige Treffen. Live ist besser als Online (dann sollte man sich zumindest sehen können). Stellen Sie sicher, dass Sie ungestört sind. Ich habe auch Gruppen / Formate erlebt, bei denen man sich reihum besucht (in Verbindung mit einer kleinen Führung durch den Betrieb). Das lockert auf uns schafft plastische Eindrücke.


Die Gruppengröße:
Je größer die Gruppe ist, desto schwieriger wird es, dass alle Teilnehmer:Innen zu Wort kommen und gehört werden. Bewährte Gruppengröße bewegen sich zwischen drei bis maximal sieben Personen. So bleibt genügend Raum für alle, zu Wort zu kommen


Ablauf und Moderation:
Vereinbaren Sie zu Beginn Spielregeln für die Zusammenarbeit. Achten Sie bei jedem Treffen auf eine klare Agenda, um die Erwartungen zu strukturieren und Leitplanken gegen ggf. zu langes Geplaudere oder Nebenschauplätze zu setzen. Achten Sie darauf, dass man beim Thema bleibt und dass alle zu Wort kommen. Das alles ist anspruchsvoll und in einem Setting mit einem externen Moderator erfahrungsgemäß einfacher.


Impulse geben, Ergebnisse sichern:
Zum Start bietet es sich an, mit einem Impuls zu starten: Ein kurzer Vortrag zum Hauptthema (Trend, These, ...), ein aktuelles Fall eines Mitglieds oder öffnende Fragen aus der Moderation heraus.

Im weiteren Verlauf ist es für die Moderatonsleitung wichtig, dass auch konkretere Ergebnisse als Verlaufsprotokolle oder "schön dass wir mal darüber gesprochen haben" herauskommen. Idealerweise so, dass damit eine Brücke genau wird, um diese Erkenntnisse auch im Alltag zu nutzen.


Methode als Kernelement: Hot Seat / Kollegiale Beratung

Mastermind Gruppen unterscheiden sich in Bezug auf spezifische Ziele, Konzepte und Methoden. Ein fast immer genutztes Format dieser Gruppen ist der "Hot Seat" – auch kollegiale Beratung oder Intervision genannt. Hier reflektiert eine Gruppe die beruflichen Praxissituationen einzelner Mitglieder. Das Spektrum an Fallthemen bildet die Wirklichkeit der Mitwirkenden ab und variiert mit deren beruflichen Kontext. Eine Person (Fallgeber) wird von den anderen Teilnehmenden beraten wird mit dem Ziel, Lösungen für eine spezifische berufliche Schlüsselfrage zu entwickeln. Beispiele: Eine schwierige Führungssituation, ein Konflikt, eine Marktherausforderung, Probleme in der Projektarbeit, Unsicherheit vor wichtigen Entscheidungen.

Der Fall des Fallgebers wird mit dem Anliegen vorgestellt...:

  • einen Schritt weiter zu kommen / neue Lösungen zu finden
  • eine andere Sicht auf die Frage / das Problem zu erhalten
  • für die aktuelle Situation oder die Zukunft etwas zu lernen
  • zu erkennen, dass man nicht allein mit diesem Problem ist


Das Ziel der kollegialen Beratung ist es, Ratsuchende darin zu stärken, reflektiert, zielgerichtet und sinnhaft zu handeln. Sie gewinnen größere Klarheit und erweitern ihre Denk-, Bewertungs- und Handlungsmöglichkeiten.

Damit so ein offener und hilfreicher Reflexionsraum wirklich funktioniert und in die Tiefe geht, ist die geeignete Gruppenzusammensetzung wichtig (s.o.).Und obwohl das ursprüngliche Verständnis der kollegialen Beratung eine selbstgesteuerte und leiterlose Gruppe ist, sind eine strukturierte und koordinierte Methodik und Moderation wichtige Voraussetzungen für gute Ergebnisse.


Vorteile von Co-Creation in/mit Mastermind Gruppen


Nicht allein sein, Resonanz erfahren

Gerade auf Führungsebenen und bei Selbständigen haben manche Menschen das Gefühl, vieles mit sich selbst austragen zu müssen. Freunde und Familie verstehen oft nicht, was die täglichen beruflichen Herausforderungen sind? In einer Mastermind Gruppe ist das anders: "Das kenne ich auch", "Ich habe das damals so gelöst", "Hat Du schon mal xyz probiert": Konstruktives Sparring und Reflexion mit Menschen, die beruflich oder persönlich in einer ähnlichen Situation waren/sind wie Sie selbst, sind wertvoll.


Aus dem Tagesgeschäft herauskommen

Wenn der Alltag dafür sorgt, dass man tatsächlich und/oder gefühlt viel mehr an "Dringendem" als an "Wichtigem" arbeitet, ist allein die Tatsache, sich z.B. 6x pro Jahr bewußt einen Tag aus der täglichen Mühle herauszunehmen, ein Wert an sich. Das Mindset und der Modus sind anders, die in der Regel andere Umgebung tut ein Übriges. So wie auch bei einer konzentrierten Jahresplanung / Zieldefinition


Committment / Verbindlichkeit für Wichtiges schaffen

Ernstgemeinte und professionell geführte Mastermind Gruppen sind nicht "Musik von vorn", sondern es wird aktiv mitgearbeitet. Die Gruppe wird einfordern, bei den Treffen voll präsent zu sein, ggf. Hausaufgaben zu erledigen oder / und Materialien durchzuarbeiten. Das ist zwar Arbeit, aber Arbeit in eigener Sache, um berufliche oder persönliche Weiterentwicklung zu erreichen.


Gute Verbündete treffen, das Netzwerk qualifiziert erweitern 

Mastermind-Mitglieder sind keine Geschäftspartner. Sie sind im besten Fall im Sinne des Wortes Business-Freunde, die Ihre berufliche und persönliche Situation verstehen. Gemeinsame Werte, Erfahrungen und Kompetenzen verbinden und ergänzen sich in gut zusammengestellten und organisierten Gruppen.

Wenn Sie sich mit anderen Menschen in einem vertrauten Rahmen über wichtige Fragen ausgetauscht haben, entstehen echte, tragfähige Verbindungen. So erweitern Sie Ihr Netzwerk - mit einer ganz anderen Qualität als der 978. Kontakt auf LinkedIn.

Oft ergeben sich aus Mastermind-Treffen heraus weiteren geschäftliche oder sogar private Kontakte sowie bleibende gegenseitige Unterstützung oder Empfehlungen.


Impulse, neue Perspektiven, kürzere Lernkurven, anderen helfen

Neue Ideen und Inspirationen sind wichtig. In Mastermind Gruppen können Sie viel Input für Ihre Themen erhalten - und zwar aus der Perspektive von "Peers" und nicht durch Vertriebs- oder Marketinginteressen von Dritten überlagert. Allein, wenn Sie die Herausforderungen der anderen Mitglieder hören, gibt Ihnen das meistens schon Inspiration für das eigene Umfeld.

Andersherum ist es äußerst befriedigend, anderen helfen zu können. Diese positive Erfahrung werden Sie in Mastermind Gruppen aus der Natur der Sache heraus häufig machen.

Alle Mastermind Mitglieder haben Fehler schon gemacht, die sich im besten Fall andere in der Gruppe ersparen können - und andersherum. Das Profitieren durch Wissen und Erfahrungen anderer macht Sie / Ihr Business schneller, effizienter und nachhaltiger erfolgreich.


Praxiserfahrungen / So gelingen Co-Creation Initiativen

Dieser Artikel beruht auf langjährigen, echten Praxis- und Beratungserfahrungen. Aus allen verschiedenen Perspektiven und in verschiedene Rollen habe ich selbst Co-Creation erlebt und mitgestaltet:

1. Als verantwortlicher Marketingleiter für kundenbezogene Co-Creation mit Patientinnen und Patienten beim Medizinproduktehersteller Coloplast (sehe oben)
2. Als Teilnehmer bei "Co-Create", einem B2B Anbieter für branchenübergreifende Master Mind Formate
3. Als Moderator dort, wo ich über mehrere Jahre eine Gruppe von Marketingverantwortlichen leitete
4. Als Mitglied des "Kaffee-Netz" Forum mit Input für eine Manufaktur beim Entwickeln einer neuartigen Espressomaschine

Lecker Co-Creation: Meine Espressomaschine "Xenia" wurde mit der "Kaffee-Netz" Community als Geburtshelfer entwickelt

Das Ur-Prinzip der italienischen Espressomaschine gibt es seit über 60 Jahren. Bis heute basierend die meisten Maschinen auf diesem Prinzip. Das Manufaktur-Team der Xenia GmbH in Brandenburg hat das alte Prinzip neu interpretiert und daraus mit viel Know-how, Liebe zum Detail und aufmerksamem Zuhören bei Kaffee-Nerds ein tolles neues Konzept entwickelt. Mit wertvollem Input aus dem "Kaffee-Netz" Forum wurde so die Espressomaschine "Xenia" über 4 Jahre lang zusammen mit der Community entwickelt. Co-Creation at its best – und mein liebstes Haushaltsgerät!

Vermeiden Sie diese 4 Fehler bei Ihrer Co-Creation Initiative

Das Konzept der Co-Creation klingt für Sie interessant? Sie haben auch schon erste Ideen, wofür dieser Ansatz in Ihrem Kontext sinnvoll eingesetzt werden könnten? Mit diesem Artikel haben Sie schon Einiges erfahren, worauf es bei der Umsetzung für gelingende Co-Creation ankommt. Abschliessend kommen hier 4 häufige Fehler, die Sie vermeiden sollten:


1. Loslegen, ohne das Ziel und die Richtung zu klären

Bei aller "Agilität" und dem lobenswerten Mut zum Ausprobieren: Co-Creation ist keine schnelle Möglichkeit, ohne Vorbereitung und ohne Struktur neue Erkenntnisse zu gewinnen oder eine kostengünstige Auslagerung von Innovationsaufgaben. Sie will geplant, organisiert und aktiv gelebt werden.

Egal ob es um Ideenwettbewerbe, Fokusgruppen, Workshops oder Mastermindegruppen geht – Klären Sie zuerst Ihre Ziele. Wollen Sie ...

- im Rahmen von Innovations- oder Verbesserungsprozessen gezielt Input von Kunden aufnehmen?
- eine regelmäßig nutzbare Plattform für den laufenden Austausch mit Kunden / Zielgruppen zu schaffen?
- einzelnen Mitarbeitenden die Chance zu geben, sich in Master Mind Gruppen Input zu holen?
- die Kompetenz im Unternehmen verankern, selbst Co-Creation als Methode nutzen zu können?
- eventuell weitere / andere Ziele (welche?) erreichen?


2. Das "not inventend here" Syndrom unterschätzen

Ein Grundverständnis bei Co-Creation ist, dass Teilnehmende primär Experten/-innen ihrer eigenen Erfahrungen sind. Deshalb setzt gelingende Co-Creation bei allen Akteuren (Unternehmen / Mitarbeitenden / Teinehmenden) ein hohes Maß an Offenheit, Flexibilität und Transparenz voraus. Insbesondere, wenn es um das Einbeziehen externen Inputs zum eigenen Geschäft / für eigene Innovation geht.

Meine Erfahrung: Das ist leichter gesagt als getan und gelebt. Das „not invented here“-Syndrom ist immer noch weit verbreitet. Also eine Haltung, die generell Lösungen oder Ideen die von außen kommen mit mehr Misstrauen begegnet als eigenen bzw. internen Ideen.

Im Verlauf von Co-Creation Prozessen wird sich auch zeigen, ob / wie eine Organisation Teilhabe und Durchlässigkeit unabhängig von Strukturen und Hierarchieebnen unterstützt und ermöglicht. Eine Firma, die eher nach dem "Top-down-Prinzip" agiert und nur starre Entscheidungswege kennt, wird sich mit Co-Creation schwertun.


3. Nicht bereit sein für Unvorhergesehenes

Dieser Punkt ist besonders wichtig, wenn Sie selbst Co-Creation initiieren wollen. Denn offene Kollaboration neigen zu Überraschungen: Unerwartete Ergebnisse, neue Fragen, bisher unbekannte Kritikpunkte. Hierbei geht es um 2 Ebenen:

Die erste Ebene ist das Mindset: Falls eigentlich noch keine tragfähige Kultur des offenen Austausches tief verankert ist (siehe vorheriger Punkt), fällt einem das spätestens dann auf die Füße, wenn solche Formate zu nicht geplanten Ergebnissen oder Erkenntnissen kommen, und die zu Diskussion über mögliche Konsequenzen und Veränderungen führen. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel zu "agilem Arbeiten".

Die zweite Ebene: Moderation / Steuerung: Wie ist Ihr Plan B, wenn z.B. unerwartet viele Ideen eingereicht werden oder die Crowd beginnt, am eigentlichen Thema vorbei zu arbeiten: Laufen lassen oder (wie?) korrigieren? Ähnliches gilt auch für Master Mind Gruppen, in den sich über die Zeit ebenfalls nicht immer vorhersehbare Dynamiken entwickeln können. Hier braucht es Erfahrung und eine neutrale, zielführende Moderation und Haltung in der Steuerung.


4. Es fehlt die Methoden- und Moderationskompetenz

Der Erfolg von Co-Creation bzw. Mastermind Initiativen / Projekten / Workshops hängt maßgeblich von einer guten Vorbereitung und einer qualifizierten Steuerung und Moderation ab. Dazu gehören unter anderem:

  • Konzept und Steuerung des Gesamtprozesses
  • Definition eines klaren Ablaufs und Ziels
  • Kriterien für die Zusammenstellung der Teilnehmenden
  • Schaffung fördernder Bedingungen bzw. Umgebung
  • Zielführende Ansprache, Moderation und Fragetechniken
  • Ergebnisse verdichten und strukturiert sichern
  • Den Lebenszyklus einer Gruppe im Blick halten
  • Den Transfer in die Praxis unterstützen

Unabhängig davon, ob die Steuerung in internen oder externen Händen liegt: Leider passiert es häufig, dass hier an der einen oder anderen Stelle Mittel, Kompetenz und/oder Erfahrung fehlen.


Co-Creation nutzen und realisieren: 3 strategische Richtungen

Abhängig von Ihren Zielen, aber auch von den Themen und eigenen Präferenzen sind für Co-Creation unterschiedliche Formate und Lösungswege relevant und möglich. Zusammengefasst gibt es 3 Richtungen / Ansätze, die sich unterscheiden lassen. Überlegen Sie, welche Richtung für Sie besonders wichtig ist:


1. Co-Creation mit Kunden etablieren

- um Innovationen am Markt zu testen
- für das Aufspüren von Wünschen und Trends
- um Bindung und Markentreue zu unterstützen
- als Workshops, Events oder als Routine verankert



2. Co-Creation mit Mastermind-Gruppen

- für den vertraulichen Austausch unter "Peers"
- für neue Impulse, Blick über den Tellerrand, Resonanz
- für Selbständige und angestellte Führungskräfte
- firmenfinanziert (Angestellte) oder selbst bezahlt


3. Co-Creation als eigenes Kompetenzfeld aufbauen

- um nicht nur punktuell, sondern systematisch zu agieren
- wenn für Sie aktives Wissensmanagement besonders wichtig ist
- wenn Sie eine offene Austauschkultur unterstützen wollen
- wenn es ein committment gibt, am Ball zu bleiben


Make our buy? Co-Creation einkaufen oder selbst realisieren

Der Co-Creation Ansatz klingt für Sie interessant? Dann stellt sich die Frage: Wie realisieren wir gelingende Co-Creation am besten? Denn hierfür gibt es keine starre Anleitung, die immer gelingt. Jeder Fall, jede Gruppe und jedes Format ist anders. Die Balance aus Flexibilität und Zielrichtung (und auch die Ressourcen) im Blick zu halten, erfordert Methodenkompetenz, Erfahrung und klare Kommunikation.

Mit dem Begriff "Co-Creation" lässt sich natürlich auch Geld verdienen: Auf dem Markt tummeln sich viele Akteure, die Dienstleistungen mit / für Co-Creation und / oder Mastermind Gruppen anbieten. Da es hier weder Gütesiegel, Standards, noch definierte Qualifikationen gibt, sind die Angebote in jeder Hinsicht bunt.

Umso mehr gilt: Hören Sie sich in Ihrem eigenen Netzwerk um, lesen Sie Bewertungen, nutzen Sie Schnupperangebote, machen Sie sich selbst ein Bild, bevor Sie etwas starten oder abschließen. Achten Sie auch auf die Vertragsbedingungen - damit man z.B. nicht überrascht wird, wenn sich eine Jahresmitgliedschaft automatisch verlängert ...


Erfolgsfaktor: Co-Creation als eigenes Kompetenzfeld aufbauen

Wie schon ganz oben vorgestellte Studie zeigt: Lebenslanges Lernen / Lernagilität, Problemlösungskompetenz, Interpersonelle Zusammenarbeit, kognitive Flexiblität, Teamorientierung - das alles sind Kompetenzen, die man haben sollte, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. 

Fachkraeftemangel Suchen Schild

Qualifizierte Fachkräfte schauen genau hin, ob/wie potentielle Arbeitgebende ein Umfeld für sie sind, um die hier aufgeführten Skills und Kompetenzen zu erlernen und umzusetzen.

Es lohnt sich also, das Themenfeld "Co-Creation" mit den dazugehörigen Kompetenzen aus dieser Perspektive als strategische Komponente zu begreifen, die Wettbewerbsvorteile bieten kann - sei es bei Kundinnen und Kunden oder beim "War für Talents". Dabei ist es immer sinnvoll, zu Beginn Pilotprojekte zu starten, um dann auf Basis der gemachten Erfahrung Stück für Stück die eigene Organisation in diese Richtung zu entwickeln.

Ein geschulter Blick und ein Sparring mit Experten von außen ist gerade zu Beginn der spannenden Reise in die Welt der Co-Creation sehr hilfreich:

  • Um den Rahmen und die Ziele für Co-Creation abzustecken / zu überprüfen
  • Für das Identifizieren geeigneter Pilotprojekte für Kundeninvolvement
  • Für einen neutralen Schulterblick, bevor man Verträge mit Dienstleistern abschliesst
  • Um ein für Ihren Bedarf sinnvolles, schrittweises und praxistaugliches Vorgehen zu planen
  • Um Praxiserfahrungen in Ihre Entscheidungen / das weitere Vorgehen einfliessen zu lassen

Sie möchten Kompetenzen und Wissen als Erfolgsfaktoren nutzen und erfahren,
wie Co-Creation und Mastermind Gruppen Ihnen dabei helfen können?

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